Der «Baummord» an 11 Millionen Obstbäumen veränderte die Schweizer Landschaft nach 1950
11 Millionen Obstbäume wurden in der Schweiz nach 1950 generalstabsmässig brutal gefällt. Grund für diesen «Baummord»: die Alkohol-Prävention – viele Schweizer soffen sich damals um Kopf und Kragen.

Kurz & bündig
In der Schweiz wurden von 1950 bis 1975 über 11 Millionen Hochstamm-Obstbäume gefällt– ein staatlich organisierter «Baummord».
Drei Männer – Obstbau-Papst, Stratege und General – dirigierten die Fällaktionen im Auftrag der Alkoholprävention. Ihre Baumfäll-Kommandos gingen aber oft sturzbetrunken an die Arbeit.
Motorsägen, Feuer und Sprengungen verwandelten blühende Streuobst-Landschaften in Kraterfelder – mit Folgen für Natur, Sortenvielfalt und Bauernfamilien.
Im September beginnt traditionell die Obsternte. In der Schweiz zeigt sich dabei ein grosser Unterschied zu früher: 1951 standen zwischen Bodensee und Genfersee 16,8 Millionen Hochstamm-Obstbäume – heute sind es nur noch 2 Millionen.
Die Hochstamm-Obstbäume, in Deutschland und Österreich Streuobst-Bäume genannt, sind fast vollständig aus der Schweizer Landschaft verschwunden.
Was ist da passiert? Die Gründe dafür sind nicht Krankheiten oder Klimaerwärmung, sondern die Eidgenössische Alkoholverwaltung und drei Männer, deren Übernamen Bände sprechen: Obstbau-Papst, Obstbau-Stratege und Obstbau-General.
Die Geschichte von diesen drei Männern und ihrem Feldzug gegen die Hochstamm-Obstbäume hat mir der Politikwissenschaftler Franco Ruault erzählt, der jahrelang zum «Baummord» geforscht hat.

Von 1950 bis 1975 wurden über 11 Millionen Obstbäume gefällt
Von 1950 bis 1975 wurden in der ganzen Schweiz über 11 Millionen Obstbäume gefällt oder gesprengt. Damit verschwanden nicht nur die Bäume selbst, sondern auch alte Obstsorten und wertvolle Lebensräume für Vögel und Insekten.
Und das geschah im Auftrag des Staates, der Eidgenössischen Alkoholverwaltung (2018 in das heutige Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit integriert).
Denn das arme Landvolk und die proletarischen Arbeiter soffen sich damals um Kopf und Kragen, was ihre sozialen Probleme nur vergrösserte und dazu auch noch gesundheitliche Probleme schuf.
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