Ein Hauch von Wolf – Pheromone schützen Ziegen, Schafe und Rinder vor Wölfen
Der Wolf ist zurück – und mit ihm die Sorge um Schafe, Ziegen und Rinder. Neu werden Wölfe mit Pheromonen vergrämt. Kleine Duftstoff-Dispenser am Halsband der Herdentiere schrecken die Wölfe ab.

Es ist kurz nach sechs Uhr morgens. Die Sonne berührt den Gipfel des Colma über dem Centovalli und dem Vallemaggia, zwei Täler nur ein paar Kilometer nördlich von Ascona. Noch liegt Tau auf den Kastanienbäumen rund um die Ziegenalp Riei di Sopra.
Am Abend zuvor hörte ich im Dorf Intragna die Kirchenglocken vom Kirchturm. Das Carillon-Glockenspiel klang wie ein Lied: rhythmisch, melodisch und feierlich.
Gleichzeitig verliessen ein paar Kilometer Luftlinie entfernt die dämmerungsaktiven Ziegen von Christiane Kostka die Alp Riei di Sopra und kletterten die steilen Weiden hoch.

Am frühen Morgen kehren die Tiere zur Alp zurück, wo sie Milch für die Käseproduktion geben. Laut schellen die Campanelle (Glöckchen), diese im Tessin typischen Ziegenglöckchen. Sie klingen wild, chaotisch und übermütig.
Aus dem Wald springen fünfzig Ziegen verschiedener Rassen. Von schlanken Gemsfarbenen Gebirgsziegen und weissen Saanenziegen über temperamentvolle Bündner Strahlenziegen bis zu den kräftigen, tiefschwarzen Nera Verzasca.
Jahrhundertelang züchtete man diese Ziegenrassen für die unzugängliche Berglandschaft. Bis heute haben sie die Instinkte ihrer wilden Vorfahren behalten. Sie sind trittsicher, wachsam , lieben steiles und damit raubtiersicheres Gelände. Diesen Instinkt können die Ziegen brauchen.
Nach einem Jahrhundert ist der Wolf 2001 in die Südschweiz zurückgekehrt. Seither reissen Wölfe auf den Tessiner Sömmerungsweiden Schafe und Ziegen. Bald wurden auch im Umfeld der Alp Riei di Sopra erstmals Wölfe gesichtet.
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