DNA-Tests beweisen: In 100 Prozent der Importhonige in der Schweiz steckt Zuckersirup
DNA-Tests beweisen: 80% der Importhonige in Deutschland und Österreich – und sogar 100% der Importhonige in Schweizer Supermärkten – sind mit Fruktosesirup gefälscht. Wie funktioniert dieser Betrug?

Kurz & bündig
DNA-Labore testen je 30 Importhonige aus deutschen und österreichischen Supermärkten, wo 80 Prozent der Importhonige mit Fruktosesirup gefälscht sind
Neue Labortests zeigen: In der Schweiz sind sogar 100 Prozent der untersuchten Importhonige gefälscht
Bienenhonig aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hat seinen Preis
Wie wird der Fruktosesirup für den gestreckten Honig hergestellt?
Wie erkennen DNA-Analysen den mit Fruktosesirup gestreckten Honig?
Erst wenige Länder haben Importverbote für gestreckten Honig
Wie können die KonsumentInnen beim Kauf von Bienenhonig sicher sein?
Vor zwei Monaten berichtete ich über DNA-Analysen, nach denen 80 Prozent der Importhonige in Deutschland und Österreich mit Fruktosesirup gefälscht sind. Nun liegen auch die Testergebnisse für Importhonige in der Schweiz vor – mit einem ebenso alarmierenden Ergebnis.
Dieses Update enthält auch die neuen Testergebnisse aus der Schweiz, welche die TV-Sendung «Kassensturz» des Schweizer Fernsehens SRF publizierte.

Die grossindustrielle Honigproduktion in Ländern wie China (486’000 t/Jahr), Argentinien und Mexiko ist jenseits von Gut und Böse. Riesige «Honigfabriken» behandeln die Bienenvölker mit Antibiotika und jeder Arbeiter bearbeitet bis 1000 Bienenvölker. Imkern als Fliessband-Job.
Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, wird der Bienenhonig in diesen «Honigfabriken» mit Fruktosesirup aus Mais und Reis gestreckt – oder sogar mit Gentechsirup aus dem Labor. Ob aus Mais, Reis oder aus dem Labor, der Zuckersirup kostet nur einen Bruchteil dessen, was Bienenhonig kostet.
Das Strecken von Bienenhonig und die gezielte Täuschung über die Herkunft machen den Honig-Beschiss zu einem lohnenden Geschäft. Und wo es sich lohnt, da wird betrogen.
DNA-Labore testen je 30 Importhonige aus deutschen und österreichischen Supermärkten
Das Problem ist nur: Diesen Betrug konnte man bisher kaum beweisen. Im Dezember 2024 haben aber gleich drei Akteure den Honig-Betrug aufgedeckt. Und zwar mit DNA-Analysen, wie sie von der Polizei bei der Strafverfolgung und in der Medizin bei der Analyse von Erbkrankheiten seit 1997 weltweit Standard sind. Also mit einer bewährten und zuverlässigen Methode.
Der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund DBIB hat 30 Importhonige aus deutschen Supermärkten im spezialisierten Labor von Celvia in Estland testen lassen. Ergebnis: 80 Prozent der Honigproben sind mit Fruktosesirup gestreckt.
Die ZDF-Sendung «frontal» hat 30 Importhonige aus deutschen Supermärkten in den spezialisierten Laboren Sinsoma im Tirol (Österreich) und Celvia in Estland testen lassen. Ergebnis: 80 Prozent der Honigproben sind mit Fruktosesirup gestreckt.
Die ORF-Sendung «konkret» hat 30 Importhonige aus österreichischen Supermärkten in den Laboren Sinsoma im Tirol und Celvia in Estland testen lassen, sogar unter notarieller Aufsicht. Ergebnis: 75 Prozent der Honigproben sind mit Fruktosesirup gestreckt.
«In bis zu 80 Prozent der Importhonige steckt nur Zuckersirup, der noch nie eine Biene gesehen hat», empört sich Reinhard Hetzenauer, Präsident des Imkerverbandes Biene Österreich.
In anderen Ländern ist es nicht besser: Das estnische Labor Celvia hat auch Importhonige untersucht, die in Supermärkten in Finnland (62,5 Prozent gestreckter Honig) und Grossbritannien (96 Prozent gestreckter Honig) gekauft wurden.
In der Schweiz sind sogar 100 Prozent der untersuchten Importhonige gefälscht
Und in der Schweiz? Noch im Dezember 2024 ging Matthias Götti-Limacher, Geschäftsführer des Imkerverbandes BienenSchweiz, davon aus, dass die Schweiz von diesem Honig-Beschiss weniger betroffen sei. Der Schweizer Honigmarkt sei im Vergleich zur EU klein und überschaubar.
Als ob ein Honigimporteur in China die Bestellung aufgeben würde: «Bitte liefert neben den 60’000 Tonnen gestrecktem Honig für die EU zusätzlich noch ein paar Paletten unberührten Honig für die Schweizer.»
Tatsächlich sind sogar 100 Prozent der 17 getesteten Importhonige aus Schweizer Supermärkten mit Zuckersirup gestreckt. Darunter auch alle getesteten Bio-Importhonige. Das zeigt eine Reportage der TV-Sendung «Kassensturz» des Schweizer Fernsehens SRF.
Die Schweizer Konsumentensendung «Kassensturz» hatte zwei Monate nach den Tests in Deutschland und Österreich im estnischen Labor Celvia auch die Importhonige aus Schweizer Supermärkten untersuchen lassen. Das Resultat war noch schlimmer als bei den vorherigen Labortests aus Deutschland und Österreich.

Bienenhonig aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hat seinen Preis
Bei aller Empörung über die gestreckten Honige aus «Honigfabriken» in Ländern wie China, Argentinien und Mexiko muss man aber klar unterscheiden:
Imker aus der Schweiz, Österreich und Deutschland haben meist nur acht bis zehn Bienenvölker. Sie betreiben die Imkerei auch nur als Freizeitaktivität.
Der Antibiotika-Einsatz in den Bienenvölkern ist für diese regionalen Imker streng verboten, ebenso Fruktosesirup und andere Zusätze im Honig. Ihr Bienenhonig besteht deshalb auch modernste DNA-Tests – hat dafür aber seinen Preis:
Deutschland: 10 bis 16 Euro/Franken pro Kilogramm Honig
Österreich: 10 bis 16 Euro/Franken pro Kilogramm Honig
Schweiz: über 34 Franken/Euro pro Kilogramm Honig
Die Preise für Honig variieren je nach Herkunft, Qualität (Blütenhonig, Waldhonig, Kastanienhonig etc.) und Verkaufsort. Auf jeden Fall ist echter Bienenhonig von regionalen Imkern immer deutlich teurer als Importhonig.
In der Schweiz ist regionaler Bienenhonig sogar dreieinhalb Mal teurer als in den Nachbarländern. Der Grund: Eine Kombination von hohen Produktionskosten und geringen Produktionsmengen, lokalen Verbraucherpräferenzen und Importzöllen. Das hat seinen Preis: 8 bis 10 Franken für ein 250-Gramm-Glas Schweizer Bienenhonig
Deutscher oder österreichischer Bienenhonig kostet für ein 250-Gramm-Glas 4 bis 6 Euro. Günstigere regionale Bienenhonige im Supermarkt liegen preislich ähnlich. Ein 250-Gramm-Glas Importhonig kostet im Supermarkt dagegen nur 1,99 Euro bis 2,99 Euro.
«Niemand auf der Welt kann ein Glas Honig für 1,99 Euro Endverbraucherpreis herstellen. Nicht einmal in China», empört sich Bernhard Heuvel, Präsident der Europäischen Berufsimkervereinigung EBPA.

Wie wird der Fruktosesirup für den gestreckten Honig hergestellt?
Im schlimmsten Fall ist im Importhonig überhaupt kein Honig drin, sondern nur Fruktosesirup. Im «besten Fall» wird grossindustriell produzierter Bienenhonig mit unterschiedlichen Arten von Fruktosesirup gestreckt:
1. Maissirup: Hergestellt aus Maisstärke, oft aus genetisch verändertem GVO-Mais.
2. Reissirup: Dieser Pflanzensirup wird in asiatischen Ländern genutzt. Der japanische Name für Reissirup ist treffenderweise – «Wassersüssigkeit».
Für diese Fruktosesirupe wird aus Maiskörnern oder Reiskörnern die Stärke extrahiert und mit Hilfe von Enzymen oder Säuren in Glukose zerlegt. Danach wandelt ein weiteres Enzym einen Teil der Glukose in Fruktose um.
3. Enzymatisch modifizierter Fruktosesirup: Dieser Sirup wird im Labor mit genetisch modifizierten Bakterien produziert. Solcher Gentech-Sirup wird bei uns ironischerweise auch als besonders gesunder, veganer «bienenfreier Honigersatz» verkauft.

Wie erkennen DNA-Analysen den mit Fruktosesirup gestreckten Honig?
Mit den bekannten NMR-, IRMS- und LC/MS-Untersuchungen kann nicht nachgewiesen werden, ob Honig mit Fruktosesirup gestreckt wurde. Die Honig-Panscher waren den Kontrolleuren immer einen Schritt voraus.
In den letzten Jahren wurden aber riesige Referenz-Datenbanken aufgebaut mit weltweit gesammelten DNA-Informationen von den Honigbienen selbst, aber auch von Bakterien, Pilzen und Viren.
Die Labore von Sinsoma im Tirol (Österreich) und Celvia in Estland haben nun erstmals mit einer DNA-Sequenzierung die botanische und geografische Herkunft von Honigproben überprüft.
Die botanische Zuordnung von Honigproben ist auch für Laien klar: Die Pollen jeder Pflanzenart haben ihre eigene DNA. Raps oder Alpenrosen unterscheiden sich in der DNA von Mais oder Reis. So weit, so einfach.
Die geografische Zuordnung von Honigproben durch die DNA-Analyse ist schier unglaublich: Diese kann bis auf einen Kilometer genau sein. Zum Beispiel bei seltenen Gebirgspflanzen oder Inselpflanzen. Der Normalfall ist eine Eingrenzung auf einen Umkreis von 10 bis 100 Kilometern.

Erst wenige Länder haben Importverbote für gestreckten Honig
Die heimische Produktion kann den Honigbedarf in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei Weitem nicht decken. Deutschland hat zum Beispiel mit 1 kg Honig pro Kopf/Jahr den höchsten Honigkonsum in Europa. Die heimische Produktion kann diesen Verbrauch nur zu 20 bis 30 Prozent decken. Es muss deshalb weiterhin Honig importiert werden:
Honig-Importe in Deutschland: 80‘000 Tonnen/Jahr Honig
Honig-Importe in Österreich: 10‘000 Tonnen/Jahr
Honig-Importe in der Schweiz: 4‘000 Tonnen/Jahr
Ein Importverbot für gestreckten Honig ist in den EU-Ländern und in der Schweiz nicht einmal in Aussicht.
Dagegen unterbinden die USA seit 2001 die Einfuhr von gestrecktem Honig aus China mit prohibitiven Importzöllen. Das ist übrigens ein Grund, weshalb die EU und die Schweiz mit Zuckerwasser-Honig überschwemmt werden. Und in Australien verhindern strengste Biosicherheits-Massnahmen den Honigimporte.
Wie können die KonsumentInnen beim Kauf von Bienenhonig sicher sein?
Beim Honigkauf kann man sich an den Präsidenten der Europäischen Berufsimker halten, der muss es ja wissen: «Niemand auf der Welt kann ein Glas Honig für 1,99 Euro Endverbraucherpreis herstellen.» Für die KonsumentInnen ist deshalb der Kauf von regionalem und zertifiziertem Bienenhonig die sicherste Wahl:
In der Schweiz ist das apisuisse Goldsiegel vom Imkerverband BienenSchweiz ein Qualitätslabel, das für saubere, rückstandsfreie Qualität und schonende Verarbeitung bürgt. Bei einer «Honigmischung aus EU- und nicht-EU Ländern» oder «in der Schweiz abgefüllt» kann der Honig aus allen möglichen Ländern der Welt kommen.
In Österreich garantiert die Bezeichnung «Herkunftsland Österreich» für saubere, rückstandsfreie Qualität und schonende Verarbeitung. Bei einer «Abfüllung in Österreich» kann der Honig aus allen möglichen Ländern der Welt kommen..
In Deutschland ist mit «Echter deutscher Honig» oder «Honig aus Deutschland» auf dem Etikett sicher, dass auch deutscher Honig drin ist. Bei einer «Honigmischung aus EU- und nicht-EU Ländern» oder «in Deutschland abgefüllt» kann der Honig aus allen möglichen Ländern der Welt kommen.